FRG | "Anfangs war es nicht ganz einfach: Wir starteten damit schließlich ein Novum in der Region", erinnerte sich Josef Bauer (Geschäftsführender Vorstand) im Caritasverband FRG. "Die Idee kam von unseren Pflegekräften, die tagein - tagaus die Einsamkeit unserer Senioren miterleben. Nach 6 Monaten waren wir schon wieder fast so weit, dieses Angebot aufzugeben, weil die Angehörigen sich schämten Opa oder Oma untertags wegzugeben." Alter mache nun einmal einsam. Vor allem dann, wenn familiäre Einbindungen fehlen: Das habe meist nichts mit menschlicher Kälte zu tun, sondern sei häufig Resultat der Berufswirklichkeit in unseren Tagen. "Trotzdem hat es nach dem Start vor 10 Jahren Monate gedauert, bis dieses Konzept der Tagesbetreuung für Senioren auch von der Allgemeinheit angenommen wurde."
- Wichtig: Die eigenen vier Wände -
"Meine Mutter wollte ich solange wie möglich bei uns behalten", erzählte Rita W. aus Riedlhütte bei einer Recherche-Tour mit der Caritas Pflegeambulanz. "Aber jetzt studieren meine beide Kinder. Da musste ich meine Wochenarbeitszeit aufstocken." Frühmorgens sei die Oma eines Tages in der Zimmerecke gestanden und habe die Wand angestarrt. "Ich konnte unsere Mutter zwar dazu bewegen, sich in ihren Schaukelstuhl zu setzen. Als ich um 14 Uhr wieder zu Hause war, stand sie aber wieder in der Ecke, wippte auf den Zehen. Keine Ahnung, wie lange sie da stand."Das war der Auslöser: Die Angehörigen meldeten die Großmutter in der Caritas Senioren Tagesbetreuung der in Grafenau an. Fast 2 Jahre später treffe ich Rita W. im Foyer des Pflege- und Betreuungszentrum für Senioren am Kurpark wieder. "Zuerst haben wir es nur für wenige Stunden und an zwei Tagen versucht", erinnerte sich Rita W. "Dann merkte man aber bald, wie unsere Oma wieder aufblühte: Jetzt wird sie unter der Woche täglich von den Caritasschwestern in der Früh abgeholt. Kommt sogar erst nach mir gegen 16 Uhr nach Hause. Die Tagesstruktur tut ihr unendlich gut!" Und wehe, die Schwiegertochter habe es morgens nicht mit der Frisur geschafft.
"Natürlich gibt es auch Tage, an denen unsere Gäste nicht so fit sind. Oder keine Lust auf den sozialen Kontakt mit den anderen haben", weiß der neue SENTA-Koordinator für die Caritas Tagesbetreuungen, Marco Binder. "Das macht auch nichts. Wer nicht Basteln will, muss auch nicht Basteln. Für ihn finden wir schon eine andere Unterhaltung."
Schon von Anfang wurde auf Altvertrautes in Mobiliar und Ausstattung gesetzt: Etwa das gemütliche Kanapee oder das gute Vollholz-Buffet, die beide irgendwie aus der Zeit gefallen scheinen. Auch die Marienkäfer-Haferl passen da ins Konzept. "Es wird miteinander gekocht, gespielt, gesungen. Vor allem: Es wird viel mit den SENTA-Gästen gesprochen, ihnen zugehört, der Blickkontakt gehalten, auch einmal die Hände gestreichelt." Dabei legt man auf den Respekt vor dem Alter größten Wert. "Nur wer es möchte, wird von
unserem Betreuungspersonal mit dem Vornamen angesprochen!" Das ist dem Marco Binder sehr wichtig. Grundsätzlich gelte: Fähigkeiten und Fertigkeiten erhalten und fördern. Und: Was gemacht wird, orientiert sich immer an den Besuchern der SENTAs.
- SENTA eine KITA für Senioren? -
Viele glauben sich bestimmt an Betreuungseinrichtungen für Kinder erinnert. "(J)ein: Wir haben es hier schließlich mit erwachsenen Personen zu tun!" Und dieser wertschätzende Umgang macht für Binder den Unterschied bei den Caritas SENTAS aus. "Der Respekt und die Transparenz. Im Gegensatz zu Angeboten, die im stationären Bereich angeboten werden, haben Familienmitglieder ganz einfach und unkompliziert die Möglichkeit mit zu verfolgen, was in den Caritas SENTAs so passiert. In den neuen Medien haben die Caritas Senioren Tagesbetreuungen jetzt auch seit Jahreswechsel einen eigenen Internet-Auftritt. Verantwortlich zeichnet auch hier der stellv. PDL der Sozialstation Freyung, Marco Binder. "Die Angehörigen haben hier ganz unkompliziert Gelegenheit, sich zu informieren. Und für den Erstkontakt sind die sozialen Medien in heutigen Tagen sowieso unerlässlich!"
- Und die Zukunft für die SENTAS? -
"Wir haben uns für den Landkreis vorgenommen, die Fläche abzudecken", so der Caritas-Chef, Josef Bauer. Mit den SENTAs in Röhrnbach, Waldkirchen, Grafenau, Hinterschmiding und Mauth. Der Betreuungsaufwand wird mit den Pflegekassen dann verrechnet. "Es geht uns darum, wohnortnah - auch wenn es nur an 2 Tagen der Woche funktioniert - ein Miteinander von sich bereits vertrauten Menschen anbieten zu können. Das Motto der Seniorenarbeit im Kreisverband FRG ist und bleibt: Das selbstbestimmte Leben in den eigenen vier Wände erhalten, solange es geht!"
Wichtig für einen reibungs-losen Ablauf und den Erfolg einer SENTA sind viele Betreuungskräfte. Nicht pflegerische Tätigkeiten umfassen deren Aufgaben-Spektrum. Die SENTA-Mitarbeiterinnen wirken ausschließlich betreuend. "Sie kümmern sich - ‚am Menschen‘ - um den strukturierten Tagesablauf. Gerade ab Sommer suchen wir daher jedes Jahr wieder entsprechend motivierte Kräfte."
Natürlich sollen die ersten zehn Jahre der Caritas SENTAs im Landkreis Freyung-Grafenau auch adäquat gefeiert werden: Die Planungen laufen jetzt im Januar dafür an.
- c m g
Infos unter: Tel. 08551/585-36 oder auch auf www.facebook.com/Caritas-Seniorentagesbetreuungen-im-Landkreis-FRG
Bildunterschriften:
Foto 1: Hermann Eisch widmet sich mit Akribie der Sache: Feinmotorik und Farbsortierung werden hier besonders geschult. Ideal, wenn man mal keine Geselligkeit mag.
Foto 2: Reaktion wird hier beim Ballrollen geübt. Kleine Übungseinheit in der der SENTA Rörnbach.( v.li.) Helferin Rosemarie Walter, Rosa Kreuß, Leopoldine Keller, Mathilde Philipp und Helferin Gabriele Bendl.
Foto 3: ( v.li.) Ratsch der Generationen: Ehrenamtliche Helferin, Isabella Kremsreiter (kommt über initiative "Mitmachsache ist Ehrensache" zur SENTA) und Seniorin Mathilde Philipp tauschen sich über die menschlichen Dinge des Miteinanders aus.
Foto 4: Speisen essen und zubereiten, die man kennt und schätzt: Auf heimische Kost wird Wert gelegt. Anschließend hält sich jeder beim Aufräumen fit, der noch will und kann. Auch kleine Geheimrezepte werden da ausgetauscht: SENTA-Besucherin Hedwig König, mit den beiden Helferinnen Tina Dick und Silvia Rothkopf beim Küchentalk in Waldkirchen. ( v.li.)
Teaserbild + Foto 5: Hier ärgern sich die wenigsten. Viel Gelächter, wenn mal eine Spielfigur "nach Hause geschickt" wird. ( v.li.) Anni Gerecke, Erna Prager und Bauer Agnes.
Foto 6: Viel Verwaltungsaufwand für die Senioren Tagesbetreuung: Inge Zappe (Leitung SENTA Waldkirchen) und Marco Binder (Koordinator der Caritas Senioren Tagesbetreuungen, Stellv. PDL Caritas Sozialstation) planen die aktuellen Wochenpläne für Fahrdienst und Betreuung in der SENTA Waldkirchen.